Besetzungsliste: | |
von Velsen, Oberst eines Infanterie-Regimentes
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Ignaz Janda |
„Sächsische Arbeiter-Zeitung” vom 14.Oktober 1904.
Sonnabend den 15. Oktober 1904
Residenztheater. Liebesmanöver. Lustspiel von Curt Kraatz und Frhrn. v. Schlicht. Anfang halb 8 Uhr.
„Dresdner Nachrichten” vom 19.Oktober 1904.
Im Residenztheater beginnen die Vorstellungen morgen Donnerstag, wieder, (wegen des Todes des Königs Georg von Sachsen waren alle Theater einige Tage geschlossen,) ..... Sonnabend findet zum Jubiläums-Benefiz für Frau Minna Hänsel die Erstaufführung des Lustspiels „Liebesmanöver” von Curt Kraatz und Freiherrn von Schlicht statt.
„Dresdner Nachrichten” vom 22.Oktober 1904.
Im Residenztheater findet heute das Jubiläums-Benefiz für Frau Minna Hänsel statt; es geht die Lustspiel-Novität „Liebesmanöver” von Curt Kraatz und Freiherrn v. Schlicht erstmalig in Szene.
„Dresdner Nachrichten” vom 23.Oktober 1904.
Residenztheater. Die gestrige Jubiläums-Benefiz-Vorstellung zu Ehren von Frau Minna Hänsel fand vor ausverkauftem Hause den freudigsten Beifall. Die Jubilarin, der das neue Stück „Liebesmanöver” von Kraatz und v.Schlicht allerdings nur wenig Gelegenheit zu darstellerischem Hervortreten bot, wurde durch Blumen, Lorbeer und herzlichen Applaus lebhaft ausgezeichnet. Das neue Kratz-Schlichtsche Lustspiel, eine Art zweite Auflage des den gleichen Federn entstammenden Schwankes „Im bunten Rock”, enthält heitere Szenen und Einfälle genug, um den lauten Jubel zu rechtfertigen, der gestern das Haus erfüllte. Ein weiteres Wort hierüber, sowie über die im ganzen hochanerkennenswerte Darstellung des lustigen Militärstücks morgen früh!
Heute abends halb 8 Uhr wird „Liebesmanöver” zum ersten Male wiederholt.
„Dresdner Nachrichten” vom 25.Oktober 1904.
Residenztheater. Eine Première und ein Jubiläumsbenefiz zu gleicher Zeit – diese von vornherein glückverheißende Konstellation trug der fleißig vorwärtsstrebenden Residenztheaterbühne am Sonnabend einen vollen Erfolg, zum mindesten einen glänzenden Kassen- und einen unbestrittenen Heiterkeitserfolg ein. Das Haus war ausverkauft; auf den Brettern herrschte die fröhlichste Geber- und bei den Zuschauern die beifallsfreudigste Nehmerlaune; dazu wehte etwas wie jubilierende Feststimmung durch die dichtgefüllten Räume, – was Wunder, daß schließlich, als der Vorhang sich zum letztenmale über der von einem Blumen- und Lorbeerhaine umhüllten Jubiläums-Benefiziantin Minna Hänsel senkte, ein jeder hochbefriedigt von dannen ging. Wenn die ehrenvollste Absolvierung einer 25jährigen Bühnenlaufbahn unter allen Umständen einen des Feierns würdigen Markstein im Dasein einer Schauspielerin bedeutet, so liegt offenbar eine doppelt begründete Veranlassung zu ehrendem Jubilieren vor, wenn eine Künstlerin, wie dies bei Minna Hänsel der Fall, ihre Kraft ein ganzes langes Vierteljahrhundert hindurch (eine kurze Unterbrechung des hiesigen Engagements auf die Dauer von zwei Jahren kommt weiter nicht in Betracht) einer und derselben Bühne zur Verfügung gestellt hat. Schade, daß die von der Künstlerin vorgestern gespielte Jubiläumsrolle der Tante „Käkilie” in dem neuen Lustspiele „Liebesmanöver” von C.Kraatz und Freiherrn v. Schlicht (Graf Baudissin) weder nach Art noch nach Umfang geeignet war, Minna Hänsel in ihrem eigentlichen Elemente zu zeigen. Wenn trotzdem – wie bereits angedeutet – die Künstlerin mit Ehren und Auszeichnungen förmlich überschüttet wurde, so war dies zweifelsohne weit mehr der Ausdruck des Dankes für manche unvergessene schauspielerische Tat früherer Tage, als eine adäquate Anerkennung dessen, was sie am Sonnabend bot oder vielmehr durch Verschulden der Herren Kraatz und v.Schlicht zu bieten vermochte. Die beiden Autoren, die im vorigen Winter mit ihrem durch Jenny Groß' liebenswürdige Kunst rasch bekannt gewordenen Schwanke „Im bunten Rock” einen recht glücklichen Trumpf ausgespielt hatten, glaubten offenbar am sichersten zu gehen, wenn sie noch einmal – um im Bilde zu bleiben – dieselbe Farbe stechen ließen, mit andern Worten: nachdem ihnen das „zweierlei Tuch” ihres „Bunten Rockes” einen beutesicheren Bühnensieg erkämpft hatte, hofften sie auch diesmal mit genau denselben Waffen einen szenischen Sieg zu erstreiten. Diese Taktik ist ihnen freilich nur zum Teil geglückt; vielmehr wirkt vieles in dem neuen Militärstück „Liebesmanöver” wie ein zweiter, stark verwässerter Aufguß eines an sich nicht üblen Getränks. Immerhin soll nicht verkannt werden, daß den beiden Verfassern auch diesmal manches Ergötzliche eingefallen ist, das von ihnen zu einer Reihe lustiger Bilder aus dem Soldatenleben zusammengestellt worden ist. Freilich ist's nicht so viel, um die stolze Bezeichnung „Lustspiel” zu rechtfertigen, aber gerade noch genug, um bei flotter Darstellung eine harmlos-heitere Unterhaltung zu gewährleisten. Der Hauptfehler des Stückes liegt in seiner allzu behaglichen Breite und seiner handgreiflichen Durchsichtigkeit; einige kräftige Striche – namentlich in der langatmigen Exposition des ersten Aktes, die schon viel zu viel vorausahnen läßt – könnten an diesen Fehlern manches bessern. Von den Darstellern, die sich insgesamt mit großem Fleiß ihren Aufgaben gewidmet hatten, verdienen in erster Linie rühmend genannt zu werden die Herren Friese (Major a.D. Velsen) und Schröder (Reserveleutnant Dr. v.Osten), ersterer wegen seiner meisterlichen Charakteristik eines in der Uniform grau gewordenen, aber unfreiwillig verabschiedeten Militärs, letzterer wegen seines Geschickes, mit dem er eine ganz unmögliche Leutnantsfigur noch leidlich genießbar machte. Von den mitwirkenden Damen schoß diesmal Frl. H.Eschborn in der allerdings kaum tot zu machenden Hosenrolle des kecken und liebegirrenden Kadetten Curt v.Winterstein den Vogel ab, während es den Damen Frl. Elsinger (Leontine) etwas an ungesuchter Natürlichkeit und Frl. Becker (Elli) an reizvoller Anmut gebrach. Im übrigen erwarben sich noch die Herren Eivenack (Oberleutnant v.Winterstein) – dieser besonders! –, Janda (Oberst v.Velsen) und Gähd (Exzellenz v.Roßwitz) sowie Frl. Münchheim als „Regimentskommandeuse” v.Velsen Anspruch auf namentliche Erwähnung. Herr Direktor Witt, der das Stück wirksam und mit gutem Geschmack in Szene gesetzt hatte, überreichte nach Schluß der Vorstellung unter ehrender Ansprache auf offener Szene der Jubilarin Minna Hänsel im Namen der Direktion einen mächtigen Lorbeerkranz, Herr Friese in humoristisch gefärbter Rede namens der Bühnenmitglieder eine silberne Jardiniere, worauf die Gefeierte, sichtlich gerührt, mit herzlichen Worten sich an das Publikum, den Bühnenleiter und ihre Berufsgenossen wandte, um ihren Dank und die Bitte um ferneres Wohlwollen zu beredtem Ausdruck zu bringen.
–dt.
Im Residenztheater bleibt für die nächsten Tage das mit großem Beifall aufgenommene Lustspiel „Liebesmanöver” auf dem Spielplane.
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© Karlheinz Everts