„Der Kaisertoast”

Lustspiel in 3 Akten

von

Frhr. von Schlicht und Walter Turszinsky


Aufführung im Deutschen Theater zu Hannover

am

*27., 28., 29., 30., 31.Jan., 1.-14.Febr. 1909


Besetzungsliste:

General a.D. Lange.
Freiherr Otto von Löwen, Oberst a.D.
Irmengard geb. Freiin von Schleyingen, seine Frau.
Hans Stern, Leutnant und Bezirksadjutant, beider Neffe.
Helene von Breitenfeld, Witwe des Landrats von Breitenfeld.
Annie Mohr.
Oberstleutnant a.D. Scholten.
Erwin, sein Sohn, Leutnant bei der Schutztruppe.
Major a.D. Schulz.
Hauptmann a.D. von Radecke.
Rittmeister a.D. Görner.
Bürgermeister Brüning.
Marianka, Köchin beim Oberst.
Fritz, Bursche bei Stern.
Brösecke, Wirt im Hotel zum Landesherrn.
Ein Piccolo.
Spielleitung:

Oto Provence
Max Ruhbeck
Frieda Schoettle
Karl Keßler
Elisabeth Henning
Aenna Koehler
Ferd. Stemler
Richard Eivenack
Friedrich Lenar
Paul Landers
Alfred Stratmann
Henry Döhmen
Christel von Pommer
Paul Müller
Berthold Lehndorff
Nora Reinhardt
Berthold Lehndorff


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„Hannoverscher Kurier” vom 26.1.1909
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„Hannoverscher Kurier” vom 28.1.1909
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„Hannoverscher Kurier” vom 29.1.1909
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„Hannoverscher Kurier” vom 14.2.1909

„Hannoverscher Kurier” vom 28.Jan. 1909:

Im Deutschen Theater gab man gestern zur Feier von Kaisers Geburtstag das dreiaktige Lustspiel „Der Kaisertoast” von Frhrn. v.Schlicht und Walter Turszinsky. Der Schwank (denn das ist wohl der richtige Ausdruck) steht im Zeichen des „Festspiels”, – und Festspielen gegenüber drückt man am besten ein bis zwei Augen zu. Aber trotz solchen Vorbeugungsmaßnahmen kann man über die Leere der Erfindung und des Ausbaues dieser Komödie nicht hinwegsehen, an die gehalten die Blumenthal-Kadelburgsche Muse den Anspruch auf Klassizismus erheben kann. Den Kampf um den Kaisertoast kämpfen in einem von Pensionisten bewohnten Städtchen ein alter Oberst, der bisher Hahn im Korbe der Gesellschaft gewesen (freilich duldete man den etwas tyrannisch veranlagten Herrn nur mit süßsaurem Lächeln), und ein neu zugezogener General. Eine Verlobung zwischen einem stürmischen Freier und einer zögernden Witwe, eine dito Verlobung eines stürmischen Backfisches mit einem zaudernden Freier (beide natürlich vom bunten Tuch), und eine dritte Verlobung eines früheren Komödianten, jetzigen Hoteliers, mit einer böhmischen Herrschaftsköchin füllen zusammen mit all den abgebrauchten Witzchen Schlichtscher Humoreskenfabrikation notdürftig die drei Akte. – Leider wurde durch ein allzu schleppendes Spieltempo und reichlich lange Pausen der Langeweile noch Vorschub geleistet. Im übrigen erfreute Herr Ruhbeck durch eine gute Type; die Herren Keßler und Eivenack nahmen sich der beiden Liebhaber in Uniform mit viel Hingabe an. Herr Lehndorf besitzt für den Gastwirt Brösecke doch nicht genug natürlichen Humor, Frl. Koeler, die in letzter Zeit bedenkliche Neigung zur Rückwärtsentwicklung zeigt, spielte in den ersten beiden Akten ihren nur scheinbar angekränkelten, tatsächlich unverderbten Backfisch zu bedenklich auf die Kokotte hinaus, und statt der gegebenen Darstellerin für die zögernde Liebhaberin (Frl. Wender), mühte sich Frl. Henning mit einer Aufgabe, die ihrem Naturell nicht liegt. Überhaupt wurde es einem schwer gemacht, an das gesellschaftliche Niveau so mancher Herrschaften zu glauben. Frl. Pommer gab die resolute Köchin, Frl. Reinhardt den Pikkolo mit annehmbarem Gelingen.
F.R–dr.



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© Karlheinz Everts